Produktionsschritte

Der Sake-Herstellungsprozess ist natürlich abhängig von der Sake-Art und dem Sake-Typ. Wir werden euch im nachfolgenden die eher generischen Produktionsschritte beschreiben.

  1. Im allerersten Schritt wird brauner Sake-Reis (Sakamai) auf den gewünschten Wert poliert. Dieses kann im eigenen Hause oder auch extern geschehen. Das Polieren vom Sake-Reis wird heute in automatisierten Prozessen umgesetzt, wobei es Unterschiede in der Art des Polierens gibt. Wichtig ist vor allem, dass das Reiskorn zu keiner Zeit brechen darf. Das generelle Ziel der Reispolierens besteht darin, möglichst viel von der äußeren Hülle des Reiskorns, welches voll mit Fetten, Proteinen, Aminosäuren, Peptiden, Mineralien und Vitaminen ist, zu entfernen, um an den stärkereichen Kern (Shinpaku) des Reiskorns zu gelangen. Die Polierrate ist abhängig vom Sake-Typ aber auch von der Sake-Art und lässt nur sehr bedingt Rückschlüsse auf die Qualität der Sake zu.
  2. Nachdem der Sake-Reis poliert wurde wird er in der Brauerei weiterverarbeitet. Dazu wird er als erstes (händisch oder mit Hilfe von Maschinen) gewaschen, um die verbliebenen Reismehl- bzw. Reisstaubreste (Nuka) zu entfernen.
  3. Im Anschluss daran wird der Reis dann für eine bestimmte und vorher klar definierte Zeit eingeweicht. Das präzise Einweichen vom Sake-Reis gilt als einer der wichtigsten Schritte bei der Sake Herstellung, wobei die Einweichzeit negativ mit der Polierrate korreliert. Oder anders ausgedrückt: ein stark poliertes Reiskorn muss weniger lange eingeweicht werden als ein wenig poliertes.
  4. Der eingeweichte Reis wird dann für etwa eine Stunde in einem Behälter ohne Zugabe von weiterem Wasser gedämpft und anschließend abgekühlt. Das Dämpfen verändert die Struktur der Reisstärke und bereitet ihn auf die folgenden enzymischen Reaktionen mit dem Kōji vor. Nach dem Dämpfen ist der Reis idealerweise außen fest und innen weich.
  5. Der gedämpfte Reis wird jetzt in drei Teile aufgeteilt. Etwa ¼ wird für die Kōji Herstellung verwendet, der weitaus größte Teil (ca. ¾) für die Hauptfermentation und ein kleiner dritter Teil für den Hefestarter.

    Da der gedämpfte Reis zwar viel Stärke enthält aber nicht genug Zucker der von Hefe in Alkohol umgewandelt werden kann, bedarf es einer „Hilfskonstruktion“. Diese heißt Kōji. Kōji ist ein Edelschimmelpilz (Aspergillus oryzae), der für die enzymische Reaktion verantwortlich ist. Der Begriff Kōji kann synonym sowohl für die Schimmelsporen, mit denen der Reis geimpft wird, als auch für den bereits mit Kōji geimpften Reis verwendet werden. Wir benutzen den Begriff Kōji (im Japanischen Kōji-kin) für die Schimmelsporen und den Begriff Kōji-Reis für den mit den Sporen geimpften Reis.

  6. Die Kōji Herstellung findet in einem speziellen Raum (Kōji Muro) mit hoher Temperatur und sehr hoher Luftfeuchtigkeit statt. Der hierfür bestimmte Reis wird auf einem großen Tisch ausgebreitet und mit Kōji-Sporen geimpft/bestreut. Anschließend wird der Reis innerhalb der nächsten Stunden regelmäßig durchgemischt, um sicherzustellen, dass der Schimmelpilz auch jedes einzelne Reiskorn erreicht.
  7. Hefekulturen sorgen, wie auch bei anderen alkoholischen Getränken, dafür, dass Zucker in Alkohol umgewandelt wird. Bei Sake spielt der Hefestarter (auch als Moto oder Shubo bezeichnet) eine wichtige Rolle. Der Hefestarter (bestehend aus Wasser, gedämpften Reis und Kōji-Reis sowie Brauhefe) ist nicht nur für die zwei Fermentationsprozesse (Grund- und Hauptfermentation) von entscheidender Bedeutung, er sorgt auch dafür, dass in seiner sauren Milchsäureumgebung schädliche Mikroorganismen (bspw. Bakterien) keine Chance haben. Die Milchsäure kann dabei natürlichen Ursprungs (bei Kimoto und Yamahai Sake) oder zusätzlich hinzugefügt worden sein. Auch die Brauereihefe kann einen natürlichen Ursprung („wilde Hefe“) aufweisen oder als spezielle Sake-Hefe zugekauft werden. Das Vermehren des Hefestarters (Grundfermentation) kann, je nach Methode (Kimoto, Yamahai oder Sokujo), von zwei bis vier Wochen dauern.
  8. Bevor die eigentlich Hauptfermentation stattfindet, wird in einem dreistufigen und viertägigen Prozess (Sandan Jikomi) der Hefestarter unter Verwendung von Wasser, gedämpften und Kōji-Reis „gemästet“, so dass sich die Hefe vermehren kann. Nach dieser Zeit wird die Sake-Maische (Moromi) dem Hauptfermentationsprozess überlassen, welcher bis zu einem Monat dauern kann. Während der Hauptfermentation wird die Sake-Maische regelmäßig mit langen Holzstäben umgerührt. Außerdem wird in dieser Zeit auch eine präzise Kontrolle und Steuerung von Gärtemperatur und -fortschritt vorgenommen, da diese von hoher Relevanz für das spätere Ergebnis sind.
    Im Gegensatz zu der Herstellung von Bier oder Wein kommt bei der Sake-Produktion eine sogenannte multiple parallele Fermentation zum Einsatz. Hierbei wird die Reisstärke in Zucker (mittels Koji) und gleichzeitig der Zucker in Alkohol (mittels Hefe) umgewandelt.
  9. Für Nicht-Junmai Sake wird im nächsten Schritt der Sake-Maische noch Brauereialkohol zugesetzt. Auch wenn vielfach der Trend bei Sake zu Junmai Sake geht, bedeutet das nicht, dass die zusätzliche Verwendung von Brauereialkohol ein qualitätsminderndes Merkmal darstellt – insbesondere bei Premium Sake. Der zugesetzte Alkohol darf nur natürlichen Ursprungs (nicht synthetischer Natur) sein und kann bspw. aus Getreide oder Zuckerrohr gewonnen werden. Einige Brauereien bestehen sogar darauf, nur Alkohol zu verwenden, welcher aus Reis gewonnen wurde.
  10. In einem nächsten Schritt wird der Sake am Ende des Fermentationsprozesses aus der Sake-Maische ausgepresst. Hierbei können sowohl manuelle als auch maschinelle Techniken zum Einsatz kommen. Eine der traditionellsten Methoden des Sake-Pressens besteht darin den Sake in Sake-Beutel zu füllen und aufzuhängen (Fukuro Tsuri). Bei dieser Methode wird der Sake mit Hilfe der Schwerkraft quasi tröpfchenweise aus dem Sake-Beutel „gepresst“. Da diese Methode sehr aufwändig und zeitintensiv ist, wird sie heute nur noch für Super-Premium-Sake verwendet. Eine moderne Abwandlung der traditionellen Tropfmethode stellt das Pressen mittels Zentrifugaltechnologie dar.  Die Reisrückstände, die beim Pressen überbleiben (Sake Kasu), können für die Weiterverarbeitung der Lebensmittelindustrie bspw. für die Herstellung von Reiskuchen oder Amazsake überlassen werden.
    Während die vorherigen Schritte alle obligatorisch bei der Herstellung von Sake sind, stellen die nachfolgenden Schritte sogenannte Kann-Kriterien dar.
  11. Das Filtern von Sake stellt zwar generell ein Kann-Kriterium dar aber streng genommen wird jeder Sake (außer Doburoku) bereits durch das Pressen auch gefiltert. Wir sprechen hier aber von einem weiteren, zweiten Prozess, bei dem mit Hilfe von Aktivkohle feinste Reissedimente entfernt werden, wodurch auch die ursprünglich leicht gelbliche Sake Färbung in eine wasserklare und fast farblose Flüssigkeit transformiert wird. Wird auf diesen Schritt bei der Sake Herstellung verzichtet, spricht man von Muroka Sake.
  12. Unpasteurisierter Sake (Namazake) ist super spannend aber sollte immer frisch getrunken werden, da sie aktive Enzyme (und mögliche Bakterien) enthält, die bei zu langer und unsachgemäßer Lagerung (vor allem Wärme und Licht) eine ungewollte „Entwicklung“ der Sake anstoßen können. Deshalb wird ein Großteil des handelsüblichen Sake auch (wärme-)pasteurisiert. In der Regel wird Sake zweimal pasteurisiert, einmal nach dem Pressen/Filtern und dann noch einmal nachdem der Sake in Flaschen gefüllt wurde. Es ist allerdings auch möglich, dass einer der beiden Pasteurisationsvorgänge (oder natürlich auch beide) weggelassen wird. Sake, die nur einmal pasteurisiert wurde wird auch als Namachozoshu bezeichnet. Auch bei der Pasteurisation können manuelle oder automatisierte Prozesse zum Einsatz kommen. Die Pasteurisationstemperatur beträgt normalerweise zwischen 63° und 70° C und die Pasteurisationsdauer ist abhängig von der verwendeten Pasteurisationsart.
  13. Bevor Sake in Flaschen abgefüllt wird, lagert der frische Sake noch einmal in der Regel für 6-12 Monate in Stahltanks oder Keramikbehälter in der Brauerei. Darüber hinaus wird sie auch noch – außer es handelt sich um Genshu – mit Wasser verdünnt. Für Koshu also gealterte Sake wird der Sake für mindestens drei Jahre in den Behältern der Brauerei gealtert.